WAS GESCHIEHT MIT AKTIEN IM INSOLVENZFALL UND WIE SIEHT DIE KAPITALSTRUKTUR AUS?
Erfahren Sie, was mit Aktien passiert, wenn ein Unternehmen Konkurs anmeldet, und erkunden Sie die Kapitalstrukturhierarchie, die regelt, wer zuerst bezahlt wird.
Beispielsweise kann es bei einer Sanierung nach Chapter 11 zu einer Verwässerung oder sogar zum vollständigen Verlust der Anteile bestehender Aktionäre kommen, insbesondere wenn Gläubiger ihre Forderungen gegen Anteile an dem neu strukturierten Unternehmen tauschen. Bei einer Liquidation erhalten Aktionäre in der Regel nichts, da Kreditgeber und Anleihegläubiger die verfügbaren Vermögenswerte vollständig ausschöpfen.
Investoren sollten insolvente Unternehmen als extrem risikoreich einstufen. Selbst wenn das Unternehmen aus der Insolvenzverwaltung oder Sanierung hervorgeht, besteht die neue Einheit oft aus völlig neuem Eigenkapital, wodurch die bestehenden Aktien praktisch wertlos werden.
Diese Rangfolge bestimmt die Verteilung der Erlöse im Insolvenzfall. Die „absolute Prioritätsregel“ regelt diese Reihenfolge häufig und schreibt vor, dass eine nachrangige Klasse erst dann eine Zahlung erhält, wenn die über ihr stehenden vollständig entschädigt wurden.
Somit befinden sich die Aktionäre am unteren Ende der finanziellen „Nahrungskette“. Selbst innerhalb des Eigenkapitals haben Vorzugsaktionäre einen höheren Rang als Stammaktionäre. Im Insolvenzfall werden zudem alle Kosten und Anwaltsgebühren vor den Gläubigern beglichen, wodurch die verbleibenden Mittel weiter verwässert werden. Das Verständnis dieser Hierarchie hilft Anlegern, das mit verschiedenen Wertpapierarten verbundene Risiko einzuschätzen und mögliche Folgen in ungünstigen Szenarien zu verstehen.
Anleger interpretieren den Kursanstieg einer insolventen Firma nach Bekanntwerden eines Sanierungsversuchs oft falsch. In den meisten Fällen ist dies spekulativ bedingt, und Verluste sind die Regel. Erfahrene Anleger konzentrieren sich auf Schuldtitel von Unternehmen in Schieflage, um die günstigere Position in der Rückzahlungsreihenfolge auszunutzen.
Für langfristige Anlagestrategien ist es unerlässlich zu verstehen, wo sich die eigene Anlage in der Kapitalstruktur befindet. Aktien bieten in guten Zeiten hohes Aufwärtspotenzial, bergen aber in Krisenzeiten maximale Risiken.
Regulatorische Rahmenbedingungen – wie beispielsweise der britische Insolvenzgesetz von 1986 – gewährleisten ein geordnetes Abwicklungsverfahren, sind aber nicht zwangsläufig aktionärsfreundlich. Anleger sollten Bilanzen, Verschuldungsgrad und Kennzahlen zur Schuldendeckung als Frühindikatoren für finanzielle Schwierigkeiten im Auge behalten. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Verständnis der Auszahlungsreihenfolge im Insolvenzfall grundlegend für das Portfolio-Risikomanagement ist. In Krisenzeiten hat der Kapitalerhalt höchste Priorität, und zu wissen, wann man Aktienpositionen vermeiden oder auflösen sollte, kann die langfristige Performance erheblich beeinflussen.