RISIKOBEREITSCHAFT/RISIKOABNEIGUNG: AUSWIRKUNGEN AUF DEN DEVISENMARKT ERKLÄRT
Risk-on/Risk-off-Regime beschreiben Veränderungen in der Risikobereitschaft der Anleger und beeinflussen die Wertentwicklung von Währungen auf der Grundlage der wahrgenommenen Sicherheit bzw. des wahrgenommenen Risikos.
Risikoaversionsphasen spiegeln einen Rückzug von Risiken wider, der häufig durch Befürchtungen globaler Wirtschaftsabschwünge, geopolitischer Konflikte, Pandemiegefahren oder einer restriktiven Geldpolitik ausgelöst wird. In solchen Situationen priorisieren Anleger den Kapitalerhalt und verlagern ihre Portfolios häufig hin zu sicheren Anlagen wie Gold, US-Staatsanleihen und sogenannten „sicheren Währungen“ wie dem US-Dollar (USD), dem japanischen Yen (JPY) und dem Schweizer Franken (CHF).
Diese gegenläufige Stimmungsänderung beeinflusst die Portfolioallokation über alle Anlageklassen hinweg, ihr Einfluss auf die Devisenmärkte ist jedoch aufgrund der globalen Natur der Währungen und ihrer Sensibilität gegenüber Kapitalströmen besonders ausgeprägt. Die Häufigkeit und Intensität dieser Veränderungen können die Volatilität beeinflussen und die Handelsmöglichkeiten für Devisenmarktteilnehmer prägen.Diese Regime sind nicht immer eindeutig und können je nach Nachrichtenlage, Zentralbankentscheidungen oder makroökonomischen Daten parallel bestehen oder sich rasch ändern. Daher ist es für Marktteilnehmer unerlässlich, Stimmungsindikatoren und Positionierungstrends genau zu beobachten.Gängige Risikoindikatoren sind:Volatilitätsindizes (z. B. der VIX-Index)Kreditspreads an AnleihemärktenRohstoffpreise wie Öl oder KupferWichtige Aktienindizes und KorrelationstrendsZusammenfassend lässt sich sagen, dass das Verständnis der Risikodynamik ein grundlegendes Rahmenwerk für die Interpretation umfassender Marktveränderungen und die entsprechende Ausrichtung von Währungsstrategien bietet.
Währungen von Schwellenländern wie der brasilianische Real (BRL), der südafrikanische Rand (ZAR) und der mexikanische Peso (MXN) entwickeln sich in risikofreudigen Marktphasen ebenfalls gut. Sie bieten höhere Renditen und verzeichnen bei verbesserter globaler Risikostimmung starke Kapitalzuflüsse, da Händler von Zinsdifferenzen (Carry-Trades) und Wirtschaftswachstum profitieren wollen.
Der US-Dollar (USD) tendiert in solchen Phasen zu schwächeln, insbesondere gegenüber Währungen mit hohem Beta, was die geringere Nachfrage nach sicheren Anlagen widerspiegelt. Der Euro (EUR) kann ebenfalls zulegen, wenn das Vertrauen in die Erholung der Eurozone mit einer breiteren Risikobereitschaft übereinstimmt. Allerdings sind die Gewinne des Yen und des Schweizer Frankens oft begrenzt oder sogar negativ, da ihre Attraktivität als sicherer Hafen in einem optimistischen Marktumfeld nachlässt.In Phasen erhöhter Risikobereitschaft ist es entscheidend, zwischen zyklischen Rückenwinden und strukturellen Treibern zu unterscheiden. Wenn beispielsweise die US-Notenbank Federal Reserve ihre lockere Geldpolitik beibehält und gleichzeitig globaler Optimismus herrscht, könnte der Dollar verstärkt unter Druck geraten. Umgekehrt könnte der Dollar trotz der vorherrschenden Risikobereitschaft Gewinne erzielen, wenn die wirtschaftliche Divergenz das US-Wachstum begünstigt, während andere Volkswirtschaften mit der Erholung kämpfen.
Wichtige Devisenmarktthemen in einer risikofreudigen Marktphase:
- Zunehmende Beliebtheit von Carry Trades aufgrund der höheren Nachfrage nach Zinsdifferenzen
- Stärke rohstoffgebundener Währungen und Währungen von Schwellenländern
- Deutliche Korrelation zwischen Aktienmärkten und prozyklischen Währungen
- Schwache Nachfrage nach traditionellen sicheren Anlagen wie USD, JPY und CHF
Händler und Investoren, die auf eine risikofreudige Marktentwicklung setzen, sollten Aktienströme, Rohstoffpreise und Zinserwartungen im Auge behalten. Diese Faktoren beeinflussen, welche Länder und Währungen Kapital anziehen und somit das Renditepotenzial prozyklischer Devisenstrategien erhöhen.
Sichere Häfen in risikoaversen Märkten
In risikoaversen Marktphasen verschiebt sich die Stimmung rasch von renditeorientierten Anlagen hin zum Kapitalerhalt. Dieser Umschwung hat tiefgreifende Auswirkungen auf den Devisenmarkt und führt zu einer Verschiebung der Währungspräferenzen zugunsten traditionell defensiver Positionen.
Der US-Dollar (USD) profitiert oft am meisten. Als Weltreservewährung, gestützt durch hohe Liquidität und die globale Dominanz der US-Kapitalmärkte, gewinnt der Dollar in Krisenzeiten an Wert. Anleger verkaufen risikoreiche Anlagen und transferieren Gelder in US-Dollar, insbesondere beim Schuldenabbau oder zur Deckung von Positionen. Darüber hinaus können Zentralbanken im Rahmen ihrer Notfallplanung die Dollarreserven erhöhen und so die Stärke des USD weiter festigen.
Der japanische Yen (JPY) zeigt aufgrund Japans hohem Nettoauslandsgläubigerstatus eine hohe Nachfrage nach sicheren Häfen. In Krisenzeiten transferieren japanische Anleger häufig im Ausland erwirtschaftete Einkünfte, was den Yen stützt. Die Währung profitiert zudem von den anhaltend niedrigen Renditen, da die Kosten für die Auflösung von Carry-Trades bedeuten, dass globale Investoren JPY-Positionen zurückkaufen müssen, die sie ursprünglich in Phasen erhöhter Risikobereitschaft verkauft haben.Der Schweizer Franken (CHF) entwickelt sich in Phasen der Risikoaversion ebenfalls stark. Gestützt auf die starke politische Neutralität der Schweiz, ihre soliden Finanzen und die fehlenden Sorgen um Staatsschulden gilt der Franken bei globalen Makroinvestoren als stabilisierende Währung. Die Schweizerische Nationalbank kann mitunter intervenieren, um eine Aufwertung zu begrenzen, was von Marktteilnehmern genau beobachtet wird.Im Gegensatz dazu leiden höher rentierende Schwellenländerwährungen am stärksten. Liquiditätsengpässe, volatile Kapitalströme und steigende Risikoprämien führen häufig zu Verkäufen von Währungen wie der türkischen Lira (TRY), dem argentinischen Peso (ARS) oder dem südafrikanischen Rand (ZAR). Rohstoffwährungen (AUD, CAD) fallen in der Regel ebenfalls, es sei denn, die zugrunde liegenden Rohstoffsektoren federn den Kursverlust ab.
Merkmale von Safe-Haven-Zuflüssen im Devisenhandel:
- Tendenz zur Bevorzugung von Währungen aus Ländern mit Leistungsbilanzüberschüssen
- Schnelle Auflösung von Carry-Trades, wodurch Finanzierungswährungen wie JPY oder CHF gestärkt werden
- Präferenz für Devisenmärkte mit niedrigem Beta und geringer Volatilität
Das Ausmaß der Risikoaversion lässt sich anhand von Indikatoren wie dem CBOE Volatility Index (VIX), Credit Default Swap Spreads oder Staatsanleihenrenditen messen. Diese dienen als visuelle Indikatoren für die Hedging-Stimmung in Echtzeit und geben Händlern Aufschluss darüber, ob sie auf sichere Anlagestrategien umsteigen sollten.Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Verwaltung eines Devisenportfolios in einem risikoaversen Umfeld eine schnelle Rotation hin zu defensiven Währungen, ein diszipliniertes Risikomanagement und die genaue Beobachtung von Korrelationsänderungen zwischen Makroinstrumenten erfordert. Zu verstehen, wie und wann sichere Anlagen an Bedeutung gewinnen, ist entscheidend, um Kursverluste in turbulenten Marktphasen zu minimieren.